Biodiversität im Garten,- Landschafts- und Sportplatzbau

Biodiversität

Biodiversität
im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau

Kontinuierlich geht ein Teil unseres Naturerbes unwiderruflich verloren. Der ungebremste Verlust der Biodiversität und der Klimawandel – die sich gegenseitig beeinflussen – zählen zu den größten Herausforderungen unserer Zeit. Eine wirksame Ursachenbekämpfung der Biodiversitätskrise und damit auch ein Entgegenwirken der Klimaerwärmung erfordern tiefgreifende Änderungen und rasches Handeln von allen Beteiligten und insbesondere von der Politik mutige Entscheidungen.

Auch der Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau kann einen eigenen Beitrag leisten. Biodiversitätsschutz bewirkt zugleich auch Klimaschutz und Klimaschutz ist zugleich auch ein wichtiger Teil des Biodiversitätsschutzes.

Die Weiterentwicklung Grüner Infrastrukturen wirkt dieser Verarmung verschiedenster Lebensräume, Pflanzen und Tiere entgegen. Für den Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau bedeutet die Hinwendung zu mehr biologischer Vielfalt Herausforderungen und Chancen gleichermaßen.

Durch gezielte Förderung von Biodiversität wichtige Ökosystemleistungen erhalten und schaffen.

Förderung der Biodiversität

Mit dem Verlust der biologischen Vielfalt gehen wichtige Ökosystemleistungen verloren. Denn die Artenvielfalt beeinflusst und reguliert fundamentale Prozesse wie die Bodenbildung, Klima, Wasser-, Gas- und Nährstoffkreisläufe und ist unerlässlich zur Sicherstellung der Lebensgrundlagen aller Lebewesen. Konkret zählen dazu die Bestäubung von Pflanzen durch Wildbienen und andere Insekten, der Hochwasserschutz durch Auenwälder, oder auch die natürliche Lebensqualität.

Die Hauptursachen für den Biodiversitätsverlust sind weitestgehend bekannt: Einengung von Lebensräumen, eine strukturarme, ausgeräumte Landschaft, Überdüngung der Böden und der fortschreitende Klimawandel.

Ein Potential zur Förderung der Biodiversität liegt in der Anpassung der Gartengestaltung, in den städtischen Gebieten und den Gewerbe- und Industriezonen.

Rettet den Vorgarten
Grün in die Stadt
Mein Traumgarten

Wir nehmen unsere Verantwortung als Landschaftsgärtnerinnen und  Landschaftsgärtner ernst!

Neue Chancen und Möglichkeiten ergeben sich für den Garten- und Landschaftsbau aus einem deutlichen Trend, denn immer mehr Auftraggeberinnen und Auftraggeber wünschen sich eine biodiversitätsfreundliche Gestaltung, die reich an Lebensräumen und Erlebnissen ist. Dieser Trend erfordert zugleich die Grünflächenplanung insgesamt und damit auch die Arbeitsfelder des GaLaBaus neu zu definieren: Von konventionellen Lösungen hin zu artenreichen und lebendigen Lebensräumen, die dann auch die Wertschätzung erfahren, die sie verdienen.
Davon zeugt nicht nur die wachsende Zahl der Kommunen, die entsprechende Festsetzungen in ihre Bebauungspläne aufnehmen. Immer mehr Kommunen legen Biodiversitätsstrategien auf, die Bundesregierung hat mit ihrem „Masterplan Stadtnatur“ ein Zeichen gesetzt und auch die neue EU-Komission hat sich die Nachhaltigkeit auf die Fahnen geschrieben.

Biodiversität wird durch Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner gefördert
Biodiversität wird durch Landschaftsgärtnerinnen und Landschaftsgärtner gefördert

Maßnahmenpakete und Aktionspläne

Auf allen Ebenen werden Maßnahmenpakete und Aktionspläne gefasst, um dem weltweiten Artensterben effektiv begegnen zu können. An die Lebenswirklichkeit der meisten Menschen angepasst, bedeutet dies, dass Biodiversität auch im städtischen Umfeld verortet werden muss.

Der „Masterplan Stadtnatur“ der Bundesregierung gibt vor: „Die Menschen sollen vor ihrer Haustür die Schönheit und Leistungsfähigkeit unserer heimischen Tier- und Pflanzenwelt erfahren und genießen können. Unsere Städte sollen lebendiger werden. ... Zentral für den neuen Förderschwerpunkt ist zudem, die Akteure vor Ort zu vernetzen und Stadtnatur zu vermitteln. Bei den Programmen der Gesundheits- und Präventionspolitik ist das Handlungsfeld Stadtgrün umfassend zu berücksichtigen….“
Als Landschaftsgärtner können wir einen echten Beitrag dazu leisten, unsere Städte und Dörfer zu vielfältigen artenreichen Lebenswelten auszubauen und damit auch dem Klimawandel entgegen zu wirken.

Maßnahmen

Forschung zu Biodiversität und Klima weiter ausbauen

Der Klimawandel verlangt eine Intensivierung der praxisbezogenen Forschung und des verstärkten Wissenstransfers in die Praxis. So sollten Forschungen zu geeigneten, klimaresilienten Baumarten und Herkünften intensiviert werden. Dies beinhaltet auch eine verstärkte Forschung zu ökologischen Fragestellungen.

Mehr Vielfalt bei Baumpflanzungen

Mit Blick auf die klimawandelbedingten Schädigungen vieler heimischer Baumarten sollten auch nicht heimische Baumarten berücksichtigt werden. Alle Baumarten haben Stärken in gewissen ökologischen Amplituden. Der Wert eines Baums für die Biodiversität wird maßgeblich von der Baumart, Alter und Standort beeinflusst. Mit zunehmender Verdichtung geraten jedoch Grünräume unter Druck. Ihre Planung muss deshalb hohen Qualitätsanforderungen genügen, auch bezüglich der Biodiversität.

Invasive Arten zurückdrängen

Invasive Pflanzenarten stellen ein Problem auf verschiedenen Ebenen dar, da sie einerseits die Biodiversität erheblich vermindern und andererseits einen direkten negativen Einfluss auf die menschliche Gesundheit haben können. Ein Hauptverursacher des Anstiegs der Verbrei-tung invasiver Arten sind die veränderten Bedingungen durch den Klimawandel. Für eine effiziente Bekämpfung müssen adäquate technische, finanzielle und personelle Mittel zur Verfügung stehen. Der GaLaBau bietet dabei seine Kooperation an.

Erhaltung von naturnahen Flächen im Siedlungsbereich

Wir brauchen ein intelligentes städtebauliches Konzept, das eine angemessene Siedlungsdichte und eine wohnumfeldnahe Durchgrünung zusammen führt. Verbindliche Festlegungen sowie die vielseitigen Möglichkeiten der Bauleitplanung sind zur Schaffung von naturnahen Flächen und Naturerlebnisräumen innerhalb des Siedlungsraumes zu nutzen. Die fachgerechte Pflege der öffentlicher Grünflächen ist dabei von besonderer Bedeutung.

Qualifiziertes Fachpersonal sichern

Gut ausgebildete Fachkräfte sichern zukunftsfähige neue Arbeitsfelder. Um die Herausforderungen besser meistern zu können, bedarf es in den nächsten Jahren einer angemessenen Ausbildung und angepasster Studiengänge zur wissenschaftlichen Begleitung zu Fragen einer klimaangepassten Pflanzenverwendung.

Grundsätze des integrierten Pflanzenschutzes beachten

Im Integrierten Pflanzenschutz bildet die Vorbeugung bestehend aus der Pflanzenwahl, Hygiene und dem Standort sowie der Pflege die Voraussetzung für gesunde Pflanzen. Direkte bekämpfende Maßnahmen biotechnisch, biologisch, physikalisch und Ultima Ratio chemische Maßnahmen basieren auf dieser Grundlage. Konkret ist die „sektorspezifische Leitlinie zum Integrierten Pflanzenschutz im Garten-, Landschafts- und Sportplatzbau“ zu beachten.

Standortangepasste Pflanzen bevorzugen

Pflanzen dieser Art sind an Boden und vorherrschende Klimaverhältnisse der Region vor Ort angepasst und somit widerstandfähiger. Sie konnten sich beispielsweise an Wind, Bodenverhältnisse und Temperaturen vor Ort perfekt einstellen und sind so gut für kommende Herausforderungen gewappnet. So brauchen sie weniger Pflege und Wasser. Heimische Gehölze bereichern zudem das Nahrungsangebot für Insekten und Vögel.

Mischkulturen gestalten Nutzgärten

Nach dem Vorbild der Natur wachsen Gemüse, Kräuter und andere Pflanzen am besten gemeinsam. Eine gelungene Mischkultur spart Wasser, Arbeit und fördert ein gesundes Wachstum.

Böden entsiegeln

Versiegelung führt zum unmittelbaren Verlust des Bodens als Lebensraum für Tiere und Pflanzen. Dabei müssen Gartenböden nicht stark belastet werden. Sie können daher auch unbefestigt sein. So gelangt Regenwasser zurück ins Grundwasser und kann dieses erneuern. Auch Hochwasser können besser versickern. Vielfältige Vegetation stellt sich auf natürliche Art und Weise ein.

Regenwasser nutzen

Regenwasser sollte zur Bewässerung von Garten und Balkonpflanzen dienen und möglichst an Ort und Stelle versickern. Mulden und offene Versickerungsflächen können zudem große Hitze abmildern, denn sie produzieren Kühle durch Verdunstung. Bei der Verwendung von Regenwasser im Haushalt sind hygienische Anforderungen zu berücksichtigen. Eine fachkundige Installation und regelmäßige Wartung sind erforderlich, denn Wasser ist für Pflanzen und Biodiversität lebensnotwendig. Es ermöglicht Stabilität, Nährstofftransport und Fotosynthese.

Biologische Vielfalt fördern

Eine Mischung aus standortangepassten Pflanzen widersteht der Hitze besser und spendet den empfindlicheren Pflanzen Schatten. Durch die Vielfalt im Garten werden bei Extremwetterlagen nicht alle Pflanzen gleichzeitig ausfallen, denn eine artenreiche Vegetation übersteht extreme Klimaereignisse am besten.

Garten hügelig anlegen

Ein modelliertes Profil mit Hügeln und Senken schützt den Garten vor Austrocknung und Überschwemmung. Die Hügel leiten das Wasser in die Senken, so kann es sich dort sammeln und langsam versickern. Sie halten auch Wind ab und verhindern so das Austrocknen der Pflanzen. Auf einer strukturierten, abwechslungsreichen Begrünung mit Wasserflächen, Totholz und Kiesbereichen finden sich die meisten Tierarten.

Torffreie Erde benutzen

Moore beheimaten bedrohte Tier- und Pflanzenarten und binden zudem große Mengen klimaschädliches Kohlendioxid. Torffreie Erden helfen, Kohlendioxyd einzusparen und Lebensräume für bedrohte Arten wie Goldregenpfeifer, Hochmoorbläuling oder Sonnentau zu sichern. Es gilt, die BGL Torfverzichtserklärung umzusetzen.

Organische Dünger richtig verwenden

Zuviel Stickstoff im Garten ist schnell geschehen. Und Stickstoffverbindungen begünstigen den Verlust der Artenvielfalt. Daher lautet die Devise „Weniger ist mehr“. Kompost ist in vielfacher Hinsicht ökologisch wertvoll. Synthetisch hergestellte Dünger sind dagegen schlecht fürs Klima, denn sie werden sehr aufwändig produziert.

Regionale Materialien verwenden

Regionale Materialien, zum Beispiel Natursteine, sparen nicht nur Kosten, sondern auch Kohlendioxid für den Transport. Für Tiere und Pflanzen sind intakte Ökosysteme lebenswichtig. Auch bei vielen Kunden, die in anderen Lebensbereichen auf nachhaltige, regionale Produkte achten, wächst das entsprechende Interesse daran.

Gebrauchtes wiederverwenden

Ausrangierten Ziegelsteine können als Pflastermaterial, als Trockenmauer oder für eine Kräuterspirale neue Verwendung finden. Backsteine dienen der Beetbegrenzung, eine alte Zinkwanne als Pflanzgefäß. Pflanzenvielfalt entsteht auf vielfältige Weise. Wenn es doch mal neu sein muss, sollten die Materialien langlebig, aber auch nachhaltig produziert sowie recycling-fähig sein.

Biodiversität durch Gestaltung mit Grün

Biodiversität wird durch viele Maßnahmen vermehrt gefördert
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Vorteile und Wirkungen

Artenreiche Blumenwiese

  • vielfältiges Blütenangebot als Nahrung für Insekten
  • geringer Einsatz von Düngung und Pflanzenschutz
  • Versickerung von Niederschlagswasser
  • attraktiver Anblick durch Artenreichtum
  • besonders artenreich, wenn Wiesen auf mageren sonnigen Standorten wachsen
  • günstig im Unterhalt bei mehrjährigen Blühflächen

Naturnahe Hecken

  • geeignete Ergänzung zu Blumenwiesen, hohe Strukturvielfalt
  • Linienbiotope, Vernetzungselemente
  • Lebensräume für Fledermäuse, Vögel und Insekten, wenn Hecken ausreichende Höhe haben.
  • Blick- und Windschutz auch im Privatgarten, Zaunersatz
  • pflegeleicht

Bäume, Alleen

  • natürliche Klimaanlage, Klimawandel!
  • Lebensraum für Vögel, Fledermäuse und Insekten
  • Blüten und Früchte als Nahrung
  • Pflanzung standortgerechter Bäume als Ersatzmaßnahme, Kompensation
  • Baumkontrolle und Baumpflege beachten!
  • Bäume in versiegelten Flächen und Belägen bieten zahlreiche ökologische Effekte

Trockenmauern

  • geeignet für spezialisierte Lebewesen (Wildbienen, Eidechsen, Schmetterlinge) durch sonnige bzw. schattige Bereiche
  • Kleinbiotop, ggf. Biotopvernetzung
  • ästhetisch ansprechend, wenn kompetent und fachlich richtig gebaut
  • als Ausgleichs- und Ersatzmaßnahme wirksam
  • auch als Sitzfläche planbar
  • ausgesprochen langlebig

Extensive/Intensive Dachbegrünungen

  • Vielfalt von Lebensräumen
  • Regenwasserrückhalt
  • verlängert die Lebensdauer der Dachabdichtung, UV-Schutz
  • Klimatisierung, besonders Kühlung der Dachflächen
  • langlebig, wenn fachmännisch geplant, gebaut und gepflegt
  • intensive Dachbegrünungen /Tiefgaragenbegrünungen wie Grünflächen wirksam

Entwässerungsmulden, Regenrückhaltebecken

  • Lebensräume für wechselfeuchte Vegetation, Insekten, Amphibien und Vögel
  • Minderung der Hochwassergefahr
  • Übergangsbereiche zwischen Wasser und Land bieten Voraussetzungen für biologische Vielfalt

Fassadenbegrünung

  • Nistmöglichkeiten für Vögel und Rückzugsräume für Insekten
  • Klimaregulierung im Umfeld, Dämmleistung von bis zu 10%
  • vermindert Temperaturschwankungen und Schallreflexionen
  • naturnaher Eindruck der Hausfassade, Naturverbundenheit
  • reizvoller Kontrast zu modernen Glasfassaden
  • Verlängerung der Lebensdauer einer Fassade, UV Schutz

Entsiegelung von Verkehrswegen und Belägen

  • Rasengittersteine oder Schotterrasen bieten Lebensraum für Vegetation und Insekten
  • Schaffung von Biotopen, Vernetzung
  •  Versickerung von Regenwasser
  •  optische Wirkungen durch Natürlichkeit

Gärtnerisch gestaltete blütenreiche Grünflächen

  • geeignet für blütenbesuchende Insekten 
  • gärtnerische Pflege hält gewünschtes Erscheinungsbild stabil
  • weites Gestaltungsrepertoire, seltene Mahd (ein- bis zweimal pro Jahr)
  • Bienenkisten, Nisthilfen oder „Insektenhotels“ fördern die Effekte

Teiche, Wasserbecken, naturnaher Wasserbau

  • vielfältige Materialien, Bauweisen locken zahlreiche Tiere an
  • als Regenwasserspeicher Einsparung von Abwassergebühr
  • hohe Aufenthaltsqualität

Regenwasser als Gestaltungselement

  • Renaturierungsmaßnahmen wertvoll für biologische Vielfalt
  • sickerfähige Uferzone
  • ästhetisch ansprechend wenn professionell geplant und gebaut

Freiräume für Mitarbeiter und Kunden

  • vielfältige Gestaltungsmöglichkeiten, attraktives Naturerlebnis
  • guter erster Eindruck, Willkommensgruß

Integration von Parkplätzen

  • ökologische Effekte
  • Parkplätze mit Regenwassermanagement z.B. in Mulden abfließendes Wasser
  • Autos im Schatten großer Bäume

Feuerwehrzufahrten

  • Schotterrasenflächen bieten ökologische Rückzugsräume
  • auch für gelegentlichen Schwerlastverkehr geeignet
  • optisch ansprechend bei geringe Unterhaltskosten

Insektenfreundliches Außenlicht

  • LED-Technologie und entsprechende Lampenabschirmung nach oben vermindert Irritation nachtaktiver Tiere
  • Bewegungsmelder oftmals geeignet
  • insektenfreundliche LED-Pollerleuchten
  • "Weniger ist oft mehr" - auf unnötige Beleuchtung verzichten